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WULONGSHAN TEEGARTEN

Die Teeanbauflächen der Betreiberfirma Wulongshan liegen in einem Radius von 30 Kilometern rund um die Kreisstadt Wuyuan in der Provinz Jiangxi im Südosten Chinas. Der Kreis Wuyuan hat 337.000 Einwohner und ist ländlich geprägt. Nennenswerte Industrieunternehmen gibt es nicht. Weiß getünchte Steinhäuser mit schwarzen Dächern prägen das Dorfbild.

Die einzelnen Teegärten sind 5 bis 28 Hektar groß und befinden sich auf einer Höhenlage von 100 bis 600 Metern über dem Meeresspiegel. Derzeit gehören sechs biozertifizierte Teegärten zu Wulongshan. Eine weitere Fläche befindet sich in der Phase der Umstellung auf biologischen Anbau.

In den Dörfern der bereits biozertifizierten Teegärten leben heute etwa 500 Personen in 130 Haushalten. Die früher selbständigen Kleinbauern hatten vom Staat ein unentgeltliches lebenslanges Nutzungsrecht, eine Art Erbpacht, für jeweils eine kleine Fläche des Teegartens erhalten, welches in der Familie weitervererbt wird. Traditionell lebten bis zu drei Generationen unter einem Dach: die Großeltern, ein bis zwei Elternpaare und ein bis zwei Kinder.

Nach dem großen wirtschaftlichen Erfolg Chinas hat sich die Situation auf dem Land verändert. Heute gibt es kaum noch junge Erwachsene in den Dörfern, dafür fast nur ältere Menschen ab 55 Jahre. Die jungen Erwachsenen leben und arbeiten meist weit entfernt in Städten, da es dort bessere Verdienstmöglichkeiten und ein interessanteres Leben für sie gibt. In den Dörfern leben heute meist Großeltern gemeinsam mit ihren Enkelkindern. Die auswärts tätigen Eltern sehen ihre Kinder häufig nur einmal im Jahr zum chinesischen Neujahrsfest, wenn alle Chinesen ihre Heimatdörfer besuchen. Die Dorfbewohner sind im Wesentlichen Selbstversorger, bauen für den Eigenbedarf Gemüse, Reis und Raps an, halten ein bis zwei Schweine, Ziegen und Hühner, fischen und gehen weiteren Tätigkeiten nach, um etwas Geld zu verdienen. Im Kreis Wuyuan haben Sie ihre Teeanbauflächen an die Firma Wulongshan verpachtet.

In China gibt es eine neunjährige Schulpflicht. In den Dörfern mit mehr als 100 Haushalten befinden sich in der Regel Grundschulen für die erste bis dritte Klasse. Diese Schulen liegen in einem Umkreis von zehn Kilometern und sind von allen Schülern täglich erreichbar. Die älteren Schüler der vierten bis neunten Klasse besuchen Internatsschulen in der Stadt. Diese Schüler verbringen die Werktage im Internat und sind am Wochenende zu Hause bei ihren Großeltern. Der Schulbesuch bis zur 9. Klasse ist kostenlos. Die Eltern zahlen nur für Lehrmaterial und Bücher. Weiterführende Schulen oder ein Studium sind kostenpflichtig und waren noch vor einigen Jahren für die meisten ländlichen Familien unerschwinglich. Heute haben die Familien Einkommen, weil die Jungen in der Stadt arbeiten und die Alten z.B. in den Teefarmen. Diese Familien können es sich leisten 1-2 Kinder in die weiterführenden Schulen oder sogar zum Studieren zu schicken.

Die Bauern, die ihr Land an die Firma Wulongshan verpachtet haben, besitzen einen Pachtvertrag mit einer Laufzeit von 25 Jahren und erhalten eine jährliche Pachtgebühr von 750 bis 2250 RMB (95 bis 290 Euro) pro Hektar. Die Pachtverträge wurden zwischen den Bauern, der jeweiligen Gemeindeverwaltung und der Firma Wulongshan geschlossen. Je älter die Pachtverträge, desto niedriger sind die behördlich festgelegten Pachtbeträge. Bei der Verlängerung auslaufender Pachtverträge erhöhen sich die Pachtbeträge deutlich.

Für die Bauern bringt die Verpachtung ihrer Teeanbauflächen verschiedene Vorteile: Selbständige Kleinbauern haben in China wenig Rechte und werden häufig von den lokalen Händlern, die ihnen die Ware abkaufen, ausgebeutet. Bei Verpachtung ihrer Teeanbauflächen gehen die Bauern ein Arbeitsverhältnis mit der Firma Wulongshan ein. Chinesische Unternehmen sind gesetzlich dazu verpflichtet, allen Beschäftigten einen Arbeitsvertrag auszustellen. Als Vertragsarbeiter eines Unternehmens wie Wulongshan haben die ehemaligen Kleinbauern einen gesetzlichen Anspruch auf die Einhaltung des chinesischen Arbeitsrechts, welches für Dauer- und Kurzzeitbeschäftigte gleichermaßen gilt. Mehr Informationen dazu finden Sie in unserem Text über Arbeitsrecht und Sozialgesetze in China.

Die Firma Wulongshan hält die gesetzlichen Regelungen ein. Die gezahlten Löhne liegen oberhalb des gesetzlichen Mindestlohnes.

Wulongshan beschäftigt ausschließlich Menschen aus den umliegenden Dörfern, in denen die bereits biozertifizierten Teegärten liegen. Die meisten Beschäftigten sind zwischen 55 und 65 Jahre alt. Von den 200 Beschäftigten besitzen 25 einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Sie erhalten eine Bezahlung, die deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn liegt (zwischen 3000 und 3500 Yuan bzw. ca. 405 bis 473 Euro monatlich). 175 Beschäftigte besitzen saisonal befristete Arbeitsverträge. Ihre Bezahlung liegt mit 90 bis 120 Yuan pro Tag (ca. 12 bis 16 Euro) bzw. 1980 bis 2640 Yuan bei 22 Arbeitstagen monatlich (ca. 267 bis 357 Euro) ebenfalls oberhalb des gesetzlichen Mindestlohnes.

Saisonal Beschäftigte können wenige Tage, mehrere Wochen oder auch Monate bei der Vorbereitung der Kulturflächen und/oder bei der Teeernte- und Verarbeitung beschäftigt werden.Für sie gilt der gleiche monatliche Mindestlohn wie für Vollzeitbeschäftigte.

Rechnet man ihre Pachteinnahmen für die Teeflächen und Löhne zusammen, erhalten saisonal beschäftigte ehemalige Kleinbauern bei einer sechsmonatigen Beschäftigungsdauer aufs Jahr umgerechnet ein monatliches Einkommen von 150 bis 200 Euro. Bedenkt man, dass diese Bauern oft Selbstversorger sind, keine Miete zahlen müssen und weiteren bezahlten Tätigkeiten nachgehen, kann ein gutes Einkommen zusammenkommen. Hinzu kommt für sie der Vorteil der Absicherung: ein Renten-, Kranken- und Unfallversicherungsschutz sowie der Anspruch auf Einhaltung des gesetzlichen Arbeitsrechts. Das Einkommen, welches die Leute als selbständige Kleinbauern aus dem Verkauf ihres Tees erwirtschaften konnten, war unsicher und konnte je nach erzieltem Teepreis deutlich niedriger ausfallen als das, was sie als Arbeitnehmer bei Wulongshan erhalten.

Das beschriebene chinesische Beschäftigungsmodell für ehemalige Kleinbauern trägt wesentlich zur Einhaltung der Regeln der EU-Verordnung im ökologischen Anbauprozess und somit zur Nachhaltigkeit und zum Verbraucherschutz in Europa bei.

Die Firma Wulongshan hat mit dem Abschluss der Pachtverträge die Verantwortung für die korrekte Umsetzung des ökologischen Prozesses übernommen. Ausgebildete Manager kontrollieren die Einhaltung der vorgeschriebenen Regeln sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Teeverarbeitung. Die Entwicklungspartnerschaft mit Fairbiotea unterstützt die nachhaltige Entwicklung in den Bereichen Ökologie, Soziales und Ökonomie. Dies beinhaltet die Entwicklung eines ökologischen Nährstoffkreislaufes, den Arten- und Naturschutz, faire Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer und die Entwicklung von mehr Wirtschaftlichkeit als Grundlage für die Finanzierbarkeit nachhaltiger Maßnahmen. Des Weiteren gehören Hygiene- und Qualitätsmanagementsysteme, Nachhaltigkeitszertifizierungen und die Umsetzung ihrer Inhalte ebenso zum Entwicklungsplan wie die erklärte Bereitschaft zu einer engen Kooperation zwischen Wulongshan, Fairbiotea und der zuständigen Biokontrollstelle (für erweiterte Sicherheitskontrollen und für die Kontrolle der Einhaltung des Entwicklungsplans).

Auch für die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen EU-Gesetze ist die Firma Wulongshan verantwortlich. Sie muss ggf. Korrekturmaßnahmen ergreifen und investieren, um jederzeit die EU-Vorschriften erfüllen zu können.

Die Firma Wulongshan verfügt über zwei moderne Vorverarbeitungsfabriken. Eine davon wurde 2017 neu gebaut und im Jahr 2018 in Betrieb genommen. Bei der Verarbeitung in dieser Fabrik werden Elektrizität, Gas und Diesel genutzt. Die andere wurde 2022 in den Räumen der Endverarbeitungsfabrik errichtet und verwendet Elektrizität, Gas und Pellets für die Maschinen. Auf Brennmaterialien wie Brennholz oder Kohle wird verzichtet. Dadurch werden Verunreinigungen und Kontaminationen des Tees mit gesundheitsschädlichen Verbrennungsrückständen im Herstellungsprozess verhindert. Neben den Vorverarbeitungsfabriken gibt es eine zentrale Endverarbeitungsfabrik für die Standardisierung und Reinigung der Tees. In allen Fabriken wird ausgebildetes Personal beschäftigt.

Für kleinbäuerliche Betriebe sind ein solches Management, eine solch nachhaltige Entwicklung sowie Biosicherheit und die dafür nötigen Investitionen nicht umsetzbar.

Stand 2.5.2023