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Zukunftsvision einer nachhaltigen ökologischen und ökonomischen Tee-Landwirtschaft in Zeiten der Klimaerwärmung

Beim derzeitigen Stand der Wissenschaft und Forschung muss davon ausgegangen werden, dass die globale Erwärmung des Klimas zunehmend zu Extremwetter führen wird, dessen Folgen weiterhin drastische Auswirkungen auf die Ökonomie und Ökologie der Landwirtschaft haben werden. Um Ökonomie und Ökologie in der Landwirtschaft unter diesen Umständen auch zukünftig zu sichern, sind jetzt und in Zukunft Anpassung und Umsteuern nötig. Die Landwirtschaft benötigt zudem neue nachhaltige ökonomische und ökologische Geschäftsmodelle, welche die Ertragsminderung durch den Klimawandel kompensieren, Umwelt und Natur schützen und gleichzeitig nachhaltig klimafreundlich sind.

Als nachhaltige Landwirtschaft wird die ökologische, ökonomische und zukunftsorientierte Bewirtschaftung von landwirtschaftlichen Flächen bezeichnet. Nachhaltige Landwirtschaft soll Land, Wasser, genetische Ressourcen und das Klima für künftige Generationen bewahren. Dies gilt für die Agrarwirtschaft, die Tierhaltung, die zukünftige Energiewirtschaft, als auch für die in der Landwirtschaft beschäftigten Menschen, die eine faire und zukunftsorientierte Behandlung verdienen. Die Basis bildet eine kreative, zukunftsorientierte Weiterentwicklung, die den Herausforderungen des Klimawandels und dem Gemeinwohl gerecht werden.

Überblick: nachhaltige, ökologische Landwirtschaft und zukünftige Energiewirtschaft:

  1. Ökologische Landwirtschaft, international zertifiziert, ohne Anwendung von Chemie und Gentechnik.
  2. Nachhaltige ökologische Landwirtshaft mit internen Nährstoffkreisläufen und ausreichender Infrastruktur für die Kompostproduktion, unter Einhaltung internationaler gesetzlicher Regeln.
  3. Kleine lokale Rinderzüchtungen (Zusatzeinnahmen durch Fleisch- und Milchproduktion) mit der nötigen Infrastruktur zur Einspeisung von Biomasse in Biogasanlagen und als Nährstoffkomponente für die Kompostproduktion, unter Einhaltung internationaler gesetzlicher Regeln. Die internationalen Tierhaltungsvorschriften sind auch dann einzuhalten, wenn tierischer Dünger aus konventioneller Tierhaltung oder Biogasanlagen zugekauft wird. (Kostenersparnis durch die eigene preiswertere Herstellung des Düngers und Ertragszuwächse durch zunehmende Humusanreicherung der Böden).
  4. Kleine Biogasanlagen zur Erzeugung von billiger und sauberer Heizenergie oder Strom für Haushalte und Produktionsstätten (bisherige Kosten für Energieversorgung können eingespart werden, überschüssige Energie kann verkauft werden, Zusatzeinnahmen). Abfallprodukte der Biogasherstellung (Gärreste/Dünger) werden am sinnvollsten zu Kompost verarbeitet.
  5. Natur, Umwelt, Klima, Tier und Artenschutz durch entsprechende Infrastrukturmaßnahmen, insbesondere Schutz der Bodenfruchtbarkeit und Schutz der Böden vor Erosion durch Dürren und Starkregen.
  6. Erzeugung von Energie durch Biogas, Sonne, Wind- und Wasserkraft oder andere erneuerbare Energien. (Zusatzeinnahmen durch die Einsparung und Vermarktung von erneuerbaren Energien).
  7. Zertifizierung und Vermarktung der natürlichen Kohlenstoffeinlagerung (Humus) durch Kompostanwendung und die Erzeugung von erneuerbaren Energien (Zusatzeinnahmen durch die zukünftige Vermarktungsmöglichkeit von CO2-Zertifikaten).
  8. Einhaltung von nationalen und internationalen Arbeits- und Sozialstandards.
  9. Internationale und nationale wissenschaftliche Zusammenarbeit, Beratung und Planung mit entsprechenden Organisationen, zur ständigen individuellen Weiterentwicklung nachhaltiger Ökologie und Ökonomie im Klimawandel. (Wissensbildung in allen Techniken der zukünftigen Ökologie und Ökonomie).

Ökologische Landwirtschaft heute und in Zukunft

Die ökologische Landwirtschaft konzentriert sich heute vorrangig auf die Einhaltung von Zertifizierungsregeln, den Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und auf die vorgeschriebenen Dokumentationen von Produktionsprozessen.

Die nachhaltige ökologische Landwirtschaft erfordert mehr inhaltliche Entwicklung und deren Umsetzung. Die Schaffung von gut kalkulierten und ausreichenden internen Nährstoffkreisläufen, Klima-, Umwelt-, Natur-, Tier- und Artenschutz. Die Einhaltung von international anerkanntem Arbeitsrecht und sozialen Mindeststandards, Reduzierung fossiler Energien, CO2-Einsparung, CO2-Einlagerung und die eigene Energieproduktion aus erneuerbaren Energien.

Es ist sehr wichtig, dass diese Entwicklung durch Eigeninitiative der Produzenten, aber auch durch Beratung und gute Planung nachhaltig wissenschaftlich begleitet wird. Die Beratungsstrukturen sollten also in allen Entwicklungsschritten vorhanden sein oder geschaffen werden, bevor die Entwicklungsprozesse praktisch eingeleitet werden. Die zukünftige Landwirtschaft im Klimawandel muss sich auf schwierigere ökologische und ökonomische Bedingungen einstellen. Die guten bestehenden Strukturen müssen geschützt werden und zusätzliche, zukunftsfähige Geschäftsmodelle entwickelt werden. Hierbei ist es wichtig, dass die nachhaltige ökologische Landwirtschaft und neue zukunftsorientierte Geschäftsmodelle in ökologischen und ökonomischen Einklang gebracht werden und zusammen mit Umwelt und Klimaschutz gedacht werden.

Interne Nährstoffkreisläufe in der nachhaltigen ökologischen Landwirtschaft

Durch einen dauerhaften und stetigen Prozess ausreichender, hochwertiger Kompostproduktion entsteht preiswerter, hochwertiger Dünger zur Stärkung der Kulturpflanzen. Durch die stetige Anwendung von Kompost wird der Humusanteil im Boden stetig erhöht. Ausreichend Humus macht den Boden dauerhaft fruchtbar, bindet Bodenfeuchtigkeit und auf natürliche Weise Kohlenstoff aus der Umwelt. Die ökonomischen Vorteile dieser Bewirtschaftung sind Kostenersparnisse beim teuren kommerziellen Düngereinkauf und z.B. Erosionsschutz. Im zukünftigen internationalen CO2-Zertifikathandel könnten die eingesparten, eingelagerten oder durch die Herstellung erneuerbarer Energien eingesparten CO2-Mengen nach einer entsprechenden Zertifizierung im Emissionshandel ständig an Unternehmen verkauft werden, die nicht genügend CO2 einsparen können.

Im Klimawandel muss zukünftig mit viel mehr Wetterextremen wie Stürmen, Dürren und Starkregenfällen und deren Folgen für die Landwirtschaft gerechnet werden. Um Ertragsrückgänge durch zunehmende extreme Wetterereignisse zu vermeiden, sind entsprechende Schutzmaßnahmen erforderlich.

Die Böden müssen mehr Feuchtigkeit speichern können und gleichzeitig vor starker Erosion geschützt werden. Humusreiche Böden können viel Feuchtigkeit speichern. Das Pflanzen von lichtdurchlässigen Schattenbäumen bietet ebenfalls einen Schutz der Böden vor Austrocknung. Das Wurzelwerk von Bäumen und anderer Pflanzen schützt die Böden vor Wassererosion.

Beschattete Teeflächen sorgen für eine bessere Qualität des Tees. Schattenbäume und bepflanzte Naturflächen produzieren ebenfalls Biomasse für Kompost, zum Aufbau von Humus, und dienen als Futterflächen für die Tierhaltung.

Interne Infrastruktur für die Verfügbarkeit von genügend Biomasse für die Kompostproduktion

Die interne Infrastruktur für die Herstellung von ausreichenden Mengen Kompost als Dünger und Bodenverbesserer ist in den heutigen Teegärten kaum professionell gegeben und muss erst in einem Entwicklungsprozess Schritt für Schritt geschaffen werden. In den Übergangszeiten kann vorübergehend auch auf externe Strukturen zurückgegriffen werden, um genügend hochwertigen Kompost zu produzieren und den Pfad in die Zukunft zu überbrücken.

In der Landwirtschaft müssen mehr Flächen für Weideland und Ställe geschaffen werden, die groß genug sind, um die erforderliche Anzahl von Tieren (hauptsächlich Rinder) zu halten. Die Anzahl der Tiere muss sich an der benötigten Menge Mist für die Herstellung der Menge an Kompost orientieren, der als Dünger für die Kulturpflanzen und für die Humusbildung benötigt wird. Außerdem sollten die Regeln internationaler Gesetze bezüglich der Haltungsbedingungen und des Futterbedarfs der Tiere berücksichtigt werden.

Diese Flächen sind zukünftig als ebenso wichtig zu betrachten wie die Kulturflächen selbst. Die Teeflächen sollten, wenn nötig, auch zu Gunsten dieser erweiterten Infrastruktur etwas verkleinert werden. Die dann fehlenden ökonomischen Erträge können in dieser Zukunftsvision an anderer Stelle durch neue Geschäftsfelder, neue nachhaltige Strukturen und Einsparungen leicht wieder erwirtschaftet werden.

In kleinen Teegärten reicht es, eine relativ kleine Zahl von Rindern zu züchten, sofern eine ausreichende, gesunde Ernährung der Tiere sichergestellt wird. Eine gesunde und ausreichende Ernährung kann durch ausreichend Weideflächen sichergestellt werden. Die Weideflächen müssen auch ausreichend groß sein, um Gras für die Stallfütterung und die Futtereinlagerung für den Winter zu sammeln.

Außerhalb und innerhalb der Ställe sollten Strukturen geschaffen werden, die es ermöglichen, die Tiere mit möglichst wenig Arbeitsaufwand zu versorgen und möglichst viel des anfallenden Dungs und Mists rationell zu sammeln. Dazu eignet sich eine gemischte Haltung der Tiere, sowohl auf der Weide (tagsüber) als auch im Stall (abends u. nachts). Eine zusätzliche Stallfütterung der Tiere ist sinnvoll, da im Stall die Dungsammlung sehr viel einfacher und effektiver strukturiert und organisiert werden kann als auf der Weide.

Die Rinder sollten aber tagsüber viel Bewegung an der frischen Luft haben und nicht dauerhaft im Stall stehen. Eine artgerechte Haltung von Tieren muss nicht nur in Biobetrieben immer gewährleistet werden und den Haltungsbestimmungen der EU-Verordnung sowie der US-Verordnung entsprechen.

Um die Versorgung der Tiere und eine Dungsammlung im Stall zu vereinfachen, sollte diese Infrastruktur schon beim Bau der Ställe und beim Bepflanzen der Weiden eingeplant werden. Solche geplanten Infrastrukturen sind hilfreich, um die zukünftigen Kosten des Stallbetriebs gering zu halten. Die Auswahl und Aussaat der Futterpflanzen ist entscheidend für den Flächenverbrauch und eine ausreichende Futtermenge.

Neben den Weideflächen sollten auch ausreichend Naturflächen vorhanden sein, die von Insekten und anderen Arten genutzt werden können, und zudem genügend nachwachsende Biomasse für Kompost liefern können. Die Auswahl der Bepflanzung spielt auch hier eine große Rolle.

Wenn keine ausreichenden Flächen vorhanden sind, sollten Flächen geschaffen werden, oder wenn das nicht möglich ist, zusätzliche Biomasse von außerhalb der Farm beschafft werden. Das kann durch Haushaltssammlungen und Sammlung organischer Abfälle aus anderen Betrieben oder durch Zukauf gewährleistet werden. Es sollte ein entsprechender Beschaffungsplan vorhanden sein, der immer für ausreichende Mengen ausgesuchten organischen Materials sorgt.

Auch hierbei müssen die Regeln internationaler Bio-Zertifizierungen eingehalten werden.

Biogasanlagen in der nachhaltigen ökologischen Landwirtschaft

Schon kleine Biogasanlagen, mit denen Heizenergie oder Strom für Haushalte und Teefabriken erzeugt werden, können enorme Energiekosten sparen. Kleine Anlagen sind mit geringen Investitionen am Markt erhältlich oder können mit im Internet verfügbaren Bauplänen selbst gebaut werden. Die Erzeugung von Strom aus Biogas ist allerdings deutlich aufwendiger, aber möglich.

Wird die im Betrieb verfügbare Biomasse und der anfallende Dung zunächst in der Biogasanlage zu Heizenergie oder Strom verarbeitet und verbraucht, sinken die Energiekosten. Überschüssige Energie kann ggf. vermarktet werden.

Der Abfall aus der Biogasherstellung (Gärreste/Dünger) besteht sowohl aus festen Stoffen als auch aus flüssigen Stoffen (Gülle). Diese Biomasse kann dann auch noch als Nährstofflieferant für die Kompostherstellung genutzt werden.

Der Zwischenschritt der Nutzung von Biomasse in der Biogasanlage, vor der Kompostierung, ist also ökonomisch und ökologisch wertvoll.

Unter bestimmten Bedingungen können Gärreste (Gülle) aus der Biogasanlage auch direkt als Dünger im Öko-Landbau angewendet werden. Hierzu ist entsprechend der internationalen Regeln eine vorherige Klassifizierung durch Laboruntersuchungen nötig.

Es gibt drei Düngemitteltypen: organisch, organisch-mineralisch und Wirtschaftsdünger. An diese drei Düngemitteltypen werden verschiedene Anforderungen gestellt. Es dürfen nur Substrate aus der landwirtschaftlichen Erzeugung oder landwirtschaftliche Abfallprodukte benutzt werden, die unter Einhaltung der Tierhaltungsvorschriften erzeugt wurden. Deshalb ist eine Chargen-Prüfung der Ausgangsstoffe und deren Herkunft, der Art der Herstellung, des Mindestnährstoffgehalts sowie der Nährstoffformen und der Kennzeichnung erforderlich. Bei entsprechender Klassifizierung und Kennzeichnung dürfen diese drei Düngemitteltypen auch vermarktet werden.

Die Landwirtschaft im Klimawandel erfährt eine Erweiterung durch Energie- und Umweltwirtschaft

Die Zukunft der Landwirtschaft wird vermutlich auch eine Entwicklung zur Energie- und Umweltwirtschaft sein. Landwirte werden nicht nur die heute bekannten landwirtschaftlichen Produkte erzeugen, sondern auch auf die Herstellung, Nutzung und Vermarktung erneuerbarer Energien umsteuern. Aus den Erlösen der erneuerbaren Energien können die nötigen Investitionen der Zukunft finanziert werden. Neben der Vermarktung von Tee wird es zusätzliche Einnahmequellen geben:

  1. Der eigene Energieverbrauch und die Kostenersparnis in der Produktion und in privaten Haushalten.
  2. Die Vermarktung in die regionalen und überregionalen Energienetze, z. B. selbstgewonnenes Gas aus der Biogasanlage, für die Heizenergie in der Produktion und in privaten Haushalten. Das gleiche gilt für die Erzeugung von Strom aus Windenergie, Wasserenergie und Sonnenenergie. Es können z.B. sonnenreiche Teeflächen intelligent mit Solarmodulen beschattet werden und so auch noch eine bessere Teequalität erzeugt werden.
  3. Zukünftig wird vermutlich ein internationaler Zertifikatshandel mit CO2-Zertifikaten etabliert werden, den es teilweise in Europa schon gibt. Dabei werden Haushalte und Betriebe, die viel CO2 einsparen oder z.B. in humusreiche Böden einlagern, oder erneuerbare Energien erzeugen, positiv CO2-bilanziert und können so überschüssige Zertifikate über eine Energiebörse an Haushalte und Betriebe mit negativen Zertifikaten verkaufen.

Die Klimaerwärmung und die nötigen internationalen politischen Gegenmaßnahmen bieten landwirtschaftlichen Betrieben, die in der Regel über genügend Flächen verfügen, hervorragende Voraussetzungen, zukünftig neben der Landwirtschaft auch energiewirtschaftliche Betriebe mit hervorragenden ökonomischen und ökologischen Perspektiven zu werden.

Die neuen ökonomischen Möglichkeiten im Zusammenspiel mit der nachhaltigen ökologischen Landwirtschaft, Tierhaltung, Schutzbepflanzung und Pflanzenschutz, bieten nicht nur Insekten- und Artenschutz, sondern schaffen auch Investitionsspielräume für die Wiederherstellung von Natur- und Landschaftsschutz als vorbeugende Maßnahmen gegen immer extremer werdende Wetterereignisse wie Regen, Sturm und Hitze. So kann sich irgendwann der ökologische Kreislauf, in dem sich alle Bereiche ergänzen und schützen, auch schließen, sofern international rechtzeitig gehandelt wird.

Stand 7.11.2023